Form, Farbe, Material und Oberfläche sind die Faktoren, die die Gestalt eines Produktes maßgeblich bestimmen. Der oft verwendete Leitsatz “Die Form folgt der Funktion“ meint in weiterem Sinne, dass die Ästhetik dem praktischen Zweck folgt. Denn nicht nur die Form, sondern auch Farbe, Material und Oberfläche sind auf die geplante Verwendung abgestimmt und bestimmen das Erscheinungsbild eines Gegenstandes. Da diese äußeren Attribute einfach lesbar sind, schreiben sie die Produkte auch den unterschiedlichen Geschmäckern, Personengruppen und Milieus zu.
Die semantische Anmutung durch Farbe geruht auf einigen Gesetzen:
„FARBE bricht FORM“
Farbe wirkt gestaltungsauflösend. Konturen, Strukturen und Charakter der Form können durch unterschiedliche Farbgebung komplett überdeckt und verändert werden.
„FARBE steuert EMOTIONEN“
In der Farbenlehre werden einzelnen Farben bestimmte Eigenschaften und Wirkungen zugeschrieben. Dies sind emotionale Effekte und sie erwecken im Betrachter/Nutzer bestimmte Gefühlsregungen.
„Farbe vor ZEICHEN“
Zuerst wird Farbe, dann Bilder und dann erst Zeichen wahrgenommen.
„FARBEN symbolisieren GESTALTUNG“
Farben erklären durch ihren Symbolgehalt Konstruktionen (Oben/Unten) und Funktion (Ein/Aus) und visualisieren deren Gebrauch.
Funktionalität
Die Nutzbarkeit eines Gegenstandes hängt maßgeblich von der Material- und Farbauswahl ab. Soll zum Beispiel der Luftwiderstand verringert werden, wird man glatte statt raue Materialien verwenden. Geht es darum, Gewicht zu sparen, z.B. bei einem Rucksack, wird dies Einfluss auf die Materialwahl haben. Warnfarben werden eingesetzt um Dinge möglichst einfach wahrnehmbar zu gestalten. Tarnfarben erschweren die Wahrnehmbarkeit eines Objekts.
Zielgruppenzuordnung
Durch gezielte Varianten in Farbgebung und Materialeinsatz kann der gleiche Gegenstand unterschiedliche Wirkungen erzielen und verschiedene Zielgruppen ansprechen. Zu diesem Zweck werden Gegenstände zu Zugehörigkeitssymbolen erhoben und können notwendige für eine Gruppenzugehörigkeit sein.
Kostenabstufung
Ebenso wird auch der Endpreis durch den Einsatz von Material und Farbe definiert. So kann ein höherpreisiger Füllfederhalter aus Edelmetall in einer Variante aus Kunststoff wesentlich günstiger angeboten werden. Unterschiedliche Kostenabstufungen sind sinnvoll um verschiedene Gesellschaftsmilieus
anzusprechen und die Nachfrage zu verbreitern.
Diversifikation
Besonders in umkämpften Märkten sind Alleinstellungsmerkmale und ein hoher Wiedererkennungswert wichtig für den Erfolg einer Marke. Durch den gezielten Material- und Farbeinsatz können diese Attribute herausgearbeitet werden.
Ein Konzept für „Material- & Farbvarianten“ basiert auf dem CMF-Prinzip – Color, Material, Finish. Dieses unterstützt Designer:innen dabei, gezielt verschiedene Gestaltungsoptionen eines Produkts zu entwickeln, zu vergleichen und zu bewerten.
CMF steht für:
Color (Farbe): Die Farbe bestimmt die visuelle Wirkung und emotionale Ansprache eines Produkts. So lassen sich verschiedene Farbwelten anwenden, um gezielt Stimmung, Markenidentität oder Zielgruppenpräferenzen zu adressieren.
Material: Die Wahl des Grundmaterials (z. B. Holz, Metall, Kunststoff) beeinflusst nicht nur das Aussehen, sondern auch Haptik, Gewicht, Nachhaltigkeit und Herstellbarkeit. Das ermöglicht die Auswahl und Kombination unterschiedlicher Materialien für eine realistische Variantenbildung.
Finish (Oberfläche): Das Finish definiert die Oberflächenbehandlung – etwa matt, glänzend oder strukturiert – und beeinflusst damit sowohl die visuelle Wirkung als auch die Haptik. So können unterschiedliche Finish-Optionen direkt auf die Materialien angewendet und visuell dargestellt werden.
Die gezielte Kombination von Farbe, Material und Finish bietet eine strukturierte Grundlage, um Designentscheidungen zu treffen, Varianten zu dokumentieren und CMF-Konzepte im Team oder mit Kunden abzustimmen. So entsteht eine konsistente Gestaltungslinie mit klarer visueller und haptischer Sprache.
„SAD FACT“
Nachdem in den U.S.A. ein Land mit einer sehr hohen Schusswaffengebrauch, eine Pistolenserie speziell für Frauen gestaltet wurde, stieg die Anzahl an Haushaltsverletzungen durch Schusswaffen erheblich an. Der Grund war eine ungewollt angesprochene Zielgruppe. Die pink, weiße Farbgebung wurde von Kindern als Spielzeug wahrgenommen, die anschließend unachtsam mit der Pistole hantierten. Feine Änderungen in der Farb- & Materialauswahl können großen Einfluss auf die Wahrnehmung von Objekten nehmen.
Hilfreiche Links:
http://theleoisallinthemind.tumblr.com
https://color.adobe.com/de/create/color-wheel
http://www.pantone.com/color-finder
http://www.designwissen.net/seiten/designfunktionen
http://www.sueddeutsche.de/politik/waffen-fuer-kleinkinder-ein-albtraum-in-rosarot
https://color.adobe.com/de/create/color-wheel/
http://falsearms.com/
http://theleoisallinthemind.tumblr.com/
https://www.pantone.com/color-finder
Studienarbeiten:
Redesign it – Bartenstein – Wieland – WS 16/17
Redesign it – Herrmann – Petersen – WS 16/17
Redesign it – Uebel – Staude – WS 16/17
Redesign it – Reichhardt – Roser – WS 16/17