Gestaltungsgesetze

Erklärung

Gestaltungsgesetze sind Regeln und Richtlinien, die uns Hinweise darauf geben, wie Elemente in der Gestaltung am besten angeordnet werden können, um möglichst intuitiv verständliche Produkte und Bedienoberflächen zu generieren.

Die Gestaltgesetze basieren auf psychologischen Erkenntnissen. Vor allem die Gestaltpsychologie analysiert die menschliche Wahrnehmung, also die Fähigkeit Reize und Sinneseindrücke zu verarbeiten und dadurch Muster, Ordnungsprinzipien, Strukturen und komplexe Szenarien auszumachen, um aktiv mit der Umwelt interagieren zu können. Sie umfasst nicht nur die Wahrnehmung an sich, sondern auch damit in Zusammenhang stehendes Denken, Assoziieren, Fühlen und Verhalten. Sie untersucht kognitive Mechanismen, die uns die Wahrnehmung und
Einordnung von Phänomenen der Umwelt ermöglichen. Gestaltpsychologie hat sich zu einer Theorie entwickelt, die zum Beispiel Kunst und Design in sämtlichen Hinsichten (auch Architektur, Grafik- und Mediendesign, etc.) beeinflusst. 

Themenfelder der Gestaltgesetze sind z.B. wie Vorder- und Hintergrund differenziert werden, wie der Eindruck einer Form entsteht und von welchen Parametern abhängt, wie leichte wir diese erkennen, oder wie wir Zusammenhänge/Unterschiede zwischen Figuren wahrnehmen und wodurch uns die Wahrnehmung dieser erleichtert/erschwert wird.

Die Gestaltgesetze sind eine Verallgemeinerung der Prinzipien visueller, menschlicher Wahrnehmung, die versuchen zu erklären, weshalb wir Szenarien/Bilder immer gleich interpretieren und uns die unendlich vielen anderen Interpretationsvarianten „unlogisch“ vorkommen.
In den Gesetzen zusammengefasst sind vor allem Prozesse der visuellen Gliederung und der Erkennung von Mustern und Zusammenhängen.
Zu beachten ist, dass die Gesetze bei der Wahrnehmung nicht isoliert auftauchen, sondern in Wechselwirkung zueinander stehen. Die Anwendung der Gestaltgesetze ermöglicht z.B. darzustellende Informationen so aufzubereiten, dass der Nutzer diese vollständig, fehler- und ermüdungsfrei aufnehmen und verarbeiten kann.

Ziel

Die Gestaltgesetze unterstützen dabei Medien, Interfaces und Produkte zu konzipieren, dass diese eicht und intuitiv begreifbar werden.

Vorgehen

Gestaltgesetze beziehen sich auf die Fähigkeit des Menschen in komplexen Szenarien abstrakte Muster, Wiederholungen, Verknüpfungen, Ähnlichkeiten und Verhältnisse zu reduzieren.

Sie lassen sich in Kategorien einteilen:

  • Gliederung in Bereiche 
  • Unterscheidung von Figur und Grund 
  • Geschlossenheit und Gruppierung 
  • Prinzip der guten Gestalt und Gesetz der Prägnanz 
  • Integration in Bezugsrahmen 
  • Zusammenhänge  

Um Produkte und Bedienoberflächen verständlich zu gestalten, muss man die Gestaltgesetze kennen und Wirkungen und Aussagen, Prozesse, Funktionen und Botschaften von Produkten, Bauteilen, Bedienelementen und Dienstleistungen analysieren, damit die Gestaltgesetze im Entwurfsprozess berücksichtigt und implementiert werden können.

Fragen, die gestellt werden müssen sind zum Beispiel:

  • Welche Elemente sollen als Einheit wahrgenommen werden? 
  • Welche Elemente sind essenziell um die Wirkung einer bestimmten Form zu generieren? 
  • Wie entsteht der Eindruck von Vorder- und Hintergrund? 
  • Wie kann die Benutzung von Stellteilen indiziert werden? 
  • Wo muss der Eindruck bestimmter Gruppierungen entstehen? 
  • Wie lenke ich den Blick des Nutzers? 
  • Worauf soll der Blick des Nutzers als erstes gelenkt werden? 
  • Wie stechen bestimmte Elemente am ehesten ins Auge? 
  • Erweckt die Gesamtwirkung eine bestimmte Assoziation?
  • … 

Tipp

Auch wenn die Gestaltgesetze oft eine hohe intuitive Plausibilität haben, bedeuten das nicht, dass diese vollkommen allgemeingültige Prinzipien der menschlichen Informationsverarbeitung widerspiegeln.

„Eines der schwierigsten Dinge der Welt ist, irgendwas ganz einfach zu betrachten“(Krishnamurti). Die menschliche Wahrnehmung ist enorm wichtig für die Entwicklung, Konzeption und das Design von User-Interfaces, Produktgrafik, Websites und Medien allgemein. Gestaltgesetze helfen beim Entwurf eines profunden Designs.

Mit dem Wissen um die Gestaltgesetze kann man gezielte Brüche und Unregelmäßigkeiten in die Gestaltung einfließen lassen, damit z.B. Aufmerksamkeit auf ein bestimmtes Element gelenkt werden kann.

Die menschliche Wahrnehmung generell und die Wahrnehmung der Beziehungen zwischen Umweltelementen basiert auf der Fähigkeit Komplexes auf die Erkennung von Mustern zu reduzieren. Wir erkennen dabei in wahrgenommenen Szenarien Sinnzusammenhänge, bevor sich uns die einzelnen Elemente erschließen. Die Mustererkennung, die zunächst erlernt werden muss, bezeichnet man als Intuition, die damit auf bewusstem und unbewusstem Erfahrungswissen basiert.

Quellen

Script Entwurfsmethodik 1 & 2; Prof. Wolfgang Schabbach
EundK3_Handmixer_BUCHBERGER WOLF

Beispiele

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