Mental Models

Kurzbeschreibung

Mentale Modelle sind „subjektive Funktionsmodelle für technische, physikalische und auch soziale Prozesse sowie komplexe Gegebenheiten (z. B. syllogistische Schlussfolgerungen)“ (1) – sie beschreiben, wie etwas theoretisch funktioniert. Beispielsweise ist das Prinzip von Angebot und Nachfrage ein mentales Modell, mit dem wir uns Wirtschaft erklären. 

Jeder Mensch entwickelt derartige Modelle oder Konzepte, die auf Erfahrungen, Beobachtungen und Logik basieren, um die unmittelbar wahrgenommene Wirklichkeit erklären und verarbeiten zu können. In diesen Modellen wird die Komplexität der Realität/von Systemen reduziert, um Muster und Regeln zu erkennen und zukünftige Geschehnisse, Wahrscheinlichkeiten, Handlungen und Aktionen voraussagen, planen und in die Realität implementieren zu können. Das befähigt uns dazu Entscheidungen zu treffen und Problemstellungen zu lösen. Je universeller solche Modelle anwendbar sind, desto effektiver agiert man.

Als Designer ist es unerlässlich mentale Modelle der Zielgruppe zu verstehen, um Produkte/Interaktionen für sie gebrauchstauglich und intuitiv zu gestalten. Die mentalen Modelle begründen die Motivationen, Bedürfnisse, Emotionen und Gedankenstränge potenzieller Nutzer – sie beschreiben und spiegeln nicht nur bestimmte Dienstleistungen oder Produkte, sondern die gesamte Umgebung des Nutzers.

Zu berücksichtigen ist allerdings, dass diese mentalen Modelle konstanten Veränderungen unterliegen, die vor allem auf neuen Erfahrungen/Wissen basieren. Deshalb sollten die Modelle immer wieder aktualisiert werden um mit Kundenbedürfnissen, -wünschen und Trends kongruent zu sein.

Mentale Modelle werden in Umfragen und Workshops erarbeitet und visualisiert, um sie für den Entwurfsprozess zugänglich zu machen. Sie stellen verhaltensbasierte Affinitätsdiagramme dar, die aus Daten von Zielgruppen-Repräsentanten erstellt wurden.

Ziel

Mentale Modelle dienen als Richtlinie, Recherchegrundlage und Wegweiser für Gestaltung von Produkten und Interaktionen, da im Fokus der Lösungen immer der Nutzer steht. 

Durch die Nutzerorientierung gewinnt man Kunden und verstärkt Kundenbindung, da eine konsistente und ganzheitliche UX generiert werden kann – was zu Wettbewerbsvorteilen führt.

Die konsistente UX und mentale Modelle sind Fundament für gestalterische Entscheidungen.

Vorgehen

  1. Vorbereitung der Interviews: Die Fragestellung festlegen (nicht zu konkret), Auswahl geeigneter Probanden (nach Verhaltensweisen und Handlungen, die durchgeführt werden, wenn sie mit einem Produkt/Dienstleistung interagieren) treffen und Tonaufnahme-Geräte organisieren (externe Vergabe möglich). Je mehr Interviews oder auch Workshops durchgeführt werden, desto repräsentativer sind die Ergebnisse.
  2. Interviews führen: Auf Fragetechniken achten und möglichst offene Fragen stellen. Die Antworten der Personen notieren/aufnehmen und Sprecher möglichst nicht unterbrechen.  Wichtig ist es dabei auf die Persönlichkeitstypen der Befragten zu achten und auch auf diese einzugehen.
  3. Interviews auswerten (Transkription): Gleiche oder ähnliche Antworten aussortieren. Beschriebene Tätigkeitsabläufe gliedern, gruppieren und sortieren (externe Vergabe möglich). 

  4. Erstellung des Diagramms: 
  • Ein Mental Model – Diagramm besteht basiert auf einer horizontalen Linie – entlang dieser sind bestimmte übergeordnete Themen angeordnet.
  • Jedes dieser Themen bekommt vertikale Türmchen, die über und unter der horizontalen Linie angeordnet sind. 
  • Jedes Türmchen definiert einen „Denkraum“, in dem Handlungen, Emotionen, Verhaltensweisen und Vorstellungen in kleinen Schachteln angeordnet werden. Die erste Schachtel eines jeden Türmchens über der Horizontalen trägt den Namen des „Denkraums“
  • Die zugehörigen „negativen“ Türmchen – also die, unter der horizontalen Linie beinhalten z.B. Produkteigenschaften, die das Verhalten, Empfindungen, etc. auslösen/verstärken/verbessern.
  • Z.B.:
    – Oberthema: Morgenroutine
    – Teilstück der Horizontalen: Pendeln
    – Name eines „Denkraums“: Zu spät kommen
    – „positives“ Türmchen: Angst vor Abmahnung, Wem sagt man Bescheid?, Warten, Verschlafen,…
    – „negatives“ Türmchen: Notfallnummer, Skype-meeting/Telko von unterwegs, Home-/Unterwegs-Office

5.  Das fertige Diagramm wird vor einer Gruppe präsentiert und diskutiert/ausgewertet.

Vorteile

  • Gesamtüberblick mit Details
  •  Prozessabläufe werden klar
  •  Einbeziehen von externen Personen (Kunden) 
  • Regt Diskussionen und Ideenfindung an 

Nachteile

  • Organisation und Durchführung sind aufwendig 
  • sehr zeitaufwendig

Quellen

 (1) https://de.wikipedia.org/wiki/Mentales_Modell

http://www.designmethodenfinder.de/mental-models?s1=

Personen

ab 2

Dauer

5 Tage

Material

Tonaufnahmegerät

Programm zum Erstellen von Diagrammen

Computer

Probanden

Beispiele

ToolsMental Models